Sonnenschein aber bloß 4 Grad draußen haben am Montag auch auf Didi nicht einladend gewirkt und er hat sein morgendliches Bad ausgelassen. Um nach einem Tag Regen (ideal zum Arbeiten) das erneut wunderbare Wetter auszunützen waren wir um 7.45 Uhr daher schon auf dem Weg nach Westen in Richtung Fjorde und Berge.

Abseits der Hauptverkehrsrouten sowie einer kurzen Fährüberfahrt ging es ab Hella entlang dem Sognefjord (der längste aller norwegischen Fjorde) und über den Sognefjellet Pass (mit 1434m immerhin der höchste Pass Nordeuropas). Es gab hier kurz nach Ende der Wintersperre natürlich noch Schneereste und tolle Panoramen. Die Straße war trotz teils meterhoher ausgefräster Schneewände aber gut befahrbar und komplett schneefrei. Kompliment an die norwegischen Schneeräumer!

Wir schauten uns an diesem Tag auch die ersten zwei von insgesamt 28 noch erhaltenen Stabkirchen in Norwegen an. Das Naturmaterial Holz ist einfach nachhaltig, haltbar und schön. Altes Wissen vom Mondholz bleibt hoffentlich erhalten und fasziniert uns, weil Holz als Baumaterial bestehen bleibt. Man kann es weiterverwenden und neues erschaffen oder es letzten Endes als Brennmaterial nützen.

Wohlwissend dass von der für nächsten Tag geplanten Route Geiranger-Trollstigen der vermutlich interessanteste Teil, mit den elf spektakulären Serpentinen den Trollstigen hoch, leider wegen verlängerter Wintersperre nicht befahrbar ist, fuhren wir trotzdem noch weiter bis nach Geiranger. Es ging auch hier abermals über ganz schön viele Bergstraßen. Aber unser Gomo ist eh eine sehr erprobte Bergziege. Vor dem Start zu unserer Reise in den Norden hat es ein „kleines Spritzerl“ sogar noch etwas stärker gemacht und jetzt sind auch noch so steile Anstiege bzw. Bergpassagen trotz des hohen Gesamtgewichtes (immer so um die 3,5t herum) ganz easy zu meistern.


Nach dieser etwas längeren Tagesetappe mit knapp 500km fuhren wir direkt zum Fährhafen, der eher klein dimensioniert ist, ebenso wie der Ort Geiranger selbst. Auch hier war alles noch nicht ganz aus dem Winterschlaf erwacht. Man sollte nicht glauben, dass hier im Sommer die riesigen Kreuzfahrtschiffe anlegen und ständig Unmengen an Menschen von Board gehen. Leider hatte auch die kleine Schokoladenmanufaktur mit entzückendem Café geschlossen. Es war aber auch schon fortgeschrittener Abend und wir haben uns in Ermangelung eines passenden Stellplatzes direkt in der ersten Wartespur zur Fähre gestellt um am nächsten Tag je nach Wetterlage zu entscheiden ob wir die rd. € 85,- (mit bereits 50% Discount) für die Fährfahrt durch den Geirangerfjord investieren oder nicht. Auf jeden Fall haben wie hier in der „Poleposition“ wunderbar entspannt geschlafen.

Als wir aufwachten lachte die Sonne bereits wieder mal für uns 😉
Zur Fährfahrt um 8.00Uhr (Dienstag 31.05.2022) waren noch nicht viele Leute munter, so dass wir dank Poleposition auch ohne Reservierung einen freien Platz ergatterten. Das Wasser war spiegelglatt und der Himmel fast wolkenlos. Einfach unglaublich schön!

Die Wasserfälle „Die sieben Schwestern“ glitzerten im Sonnenschein und ein Regenbogen ließ sich blicken. Wir verbrachten die einstündige Fahrt bei 8 Grad am Außendeck (mit Jacke, Haube und warmer Sitzauflage – alles mit!) und wünschten wieder Mal wir hätten eine bessere Kamera mit als nur das Handy. Für den privaten Gebrauch und als Erinnerungen reicht es. Es gäbe aber auch hier so viele tolle Fotomotive, die nur mit einem guten Teleobjektiv zu erwischen sind.

Nach einer Pause an einem Gebirgsbach inklusive einem kleinen Kneippbad (reinsitzen und kurz reinlegen – alle beide!) und durch einen Avocado-Toasty gestärkt machte ich mal eine „Gomo Übungsfahrt“ und ausnahmsweise legte mal Didi entspannt die Füße hoch, der ja sonst eigentlich immer fährt Er hat so richtig Spaß an engen, kurvigen und bergigen Straßen. Ich kann das natürlich auch fahren, aber so richtig Freude macht mir das nicht. Damit ich mehr Gefühl für unser Gomo krieg, fuhr ich bis zu unserem nächsten Ziel, dem Kannesteinen, weiter. Von normalen zweispurigen bis zu schmäleren (bzw. sehr engen) Straßen, ohne großartige Ausweichmöglichkeiten bei Gegenverkehr, war alles dabei. Interessant fanden wir eine 50er Beschränkung wo eigentlich alles über 30km/h kriminell ist. Zumal einem hier auch ein normaler „Postbus“ entgegen kommen kann, wie wir selber festgetellt hatten.

Der „Kannesteinen“ ist ein schwammerlförmiger ca. 4-5m hoher Stein am Strand von Vågsvåg, der durch das Wasser so gestaltet wurde. Ich dachte es gibt mehrere, es steht aber nur einer dort. Didi versuchte drauf zu klettern. Er musste barfuß und mit abgezippten Hosenbeinen etwas durchs Wasser. Kam aber trotz ernsthafter Bemühungen nicht rauf, da bräuchte man eine Leiter dazu.

Auf dem Weg dorthin kamen wir auch am Freiclichtsmuseum Vågsberget, einer ehemaligen Übernachtungs- u. Handelsstation vorbei, die zwar geschlossen aber wunderschön hergerichtet war. Original Schieferplattendächer und ein frisch gestrichenes weißes Haupthaus mit einer wunderschönen Eingangstür. Das Bootshaus am Wasser stand ebenso wie einige Nebengebäude auf „Steinbeinen“ anstatt auf Pfählen. Haben wir inzwischen schon öfters gesehen. Scheint stabil zu sein, die Häuser stehen ja immer noch.


Ohne Bedauern gab ich die Herrschaft über das Gomo wieder an Didi ab und begab mich auf meinen gewohnten Copilotenplatz. Am Nachmittag gelangten wir auf die Insel Runde. Die Insel der Papageientaucher.

Frisch gestärkt starteten wir gegen 18:00Uhr noch zur Wanderung zu den Steilküsten, wo diese putzigen Vögel brüten, da die Sonne ja erst um ca. 23.00 Ur unterging und das Wetter gut passte. Der Weg führte von unserem freien Stellplatz zuerst ungefähr eine halbe Stunde steil bergauf und dann entlang eines Hochplateaus relativ gemütlich weiter bis zu den Nistplätzen der Papageientaucher an der Steilküste. Spektakuläre Ausblicke auf den Fjord bei strahlendem Sonnenschein.

Oben beim Vogelfelsen waren erwartungsgemäß zahlreiche Wanderer und Vogelbeobachter unterwegs. Außergerüstet mit Kameras und z.T. riesigen Teleobjektiven. Wir waren schon froh zumindest einen kleinen „Gucker“ mitgehabt zu haben, damit wir die etwas tollpatschig wirkenden aber absolut putzigen Vögel etwas genauer betrachten konnten. Vor allem ich mit meiner Kurzsichtigkeit. Es sah schon fast lustig aus, wie die Menschen aufgereiht wie die Hühner auf der Stange leise und konzentriert dort saßen und das Treiben dieser kleinen gefiederten Gesellen fasziniert beobachteten.

Auf Didi´s Wanderapp gab es einen Rundweg zurück, den wir anschließend gehen wollten. Bei der Abzweigung, sah man schon, dass dieser Rundweg nicht sehr frequentiert war. Kaum ausgetreten und schwer ersichtlich. Wir versuchten es trotzdem und je weiter wir gingen umso nasser und matschiger wurde es. Sah immer weniger nach Pfad aus, bis wir letztendlich an ein Schild gelangten: Naturschutzgebiet. Oh Mann! Wir sind aber schon so weit gelatscht, dass wir nicht zurückgehen wollten. Also machten wir uns möglichst direkt und steil nach oben zum ursprünglichen Weg auf. Schnauf! Didi wie eine Bergziege voran und ich hinterher von Grasbüschel zu Grasbüschel, um möglichst wenig in moorigen Matsch zu steigen. Die Wanderschuhe waren nicht ganz dicht und mit der Zeit war’s dann doch etwas feucht bei den Zehen. Mühsam arbeitete ich mich nach oben und wir gelangten schließlich wieder zurück zum allgemeinen „Trampelpfad“. Der steile Abstieg runter zum Gomo erforderte zudem mehr Aufmerksamkeit (müde Beine – ich) als rauf.

Auf diesen „Extraausflug quer durchs Gemüse“ hätte ich wirklich verzichten können. Sonst eine echt tolle Wanderung, wunderschöne Landschaft und eine sehr unterhaltsame Vogelwelt.

Viele bunte Reisegrüße,

Sigi&Didi