Je näher wir Trondheim kamen, desto freundlicher wurde das Wetter nach der eher regnerischen Etappe entlang der Atlantikstraße. Suchten uns in der Innenstadt einen Platz, fanden ihn kostenfrei ganz Nähe des Krönungsdoms und packten gleich unsere Räder aus.
Zweimal ums Eck und wir standen schon vor dem Nidarosdom, mit seiner imposanten Größe und Fassade. Obwohl die Kathedrale zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen zählt und als Nationalheiligtum gilt, fand Didi den Eintrittspreis nicht angemessen und so ging ich alleine rein. Tolles Gebäude mit wunderschöner Glasrosette und Orgel.
Das Meiste ist in der Gotik entstanden, es gibt aber auch romanische Teile. Es ist die Krönungskirche der norwegischen Königsfamilie und wurde um 1070 errichtet. Sie ist die nördlichste mittelalterliche Kathedrale der Welt und die zweitgrößte in Skandinavien. Im Mittelalter war dieser Sakralbau das wichtigste Pilgerziel Nordeuropas. Die Christianisierung ging von König Olav aus. Dieser hatte leider (wie so oft in der Geschichte) sein Volk zu diesem Glauben auch mit Gewalt gezwungen, wenn es sich nicht „freiwillig“ dieser Glaubensrichtung angeschlossen hatte.
Das Wetter wechselte nun aprilartig und wir kauften auf die schnelle noch eine Regenhose für mich (mit langem Zip auf der Seite – bei Damenhosen sehr selten) und radelten danach noch etwas durch die Altstadt mit ihren farbenfrohen Holzhäusern.
Fuhren dann mit dem Gomo abermals zum IKEA um dort gleich in Stadtnähe zu übernachten. Dort war aber grad noch ein Direktvertrieb von regionalen Bauern im Gange. Spontankäufe waren hier leider grundsätzlich nicht möglich, da alles nur auf Bestellung mitgenommen und dann binnen 2 Std. hier am Parkplatz von den Kunden abgeholt werden sollte. Nachdem Didi seine samstäglichen Einkäufe auf den Steyrer Wochen- u. Bauernmmärkten schon ein wenig vermisste, probierte er sein Glück dennoch bei einigen Anbietern. Letztendlich ergatterten wir aus den nicht angeholten Beständen leckeren Bio-Käse, frische Eier und feinstes Faschiertes vom Wagyu-Rind. Da die Bankomatkassa bereits verräumt und kein Wechselgeld vorhanden war, wollte uns die nette Bäuerin sogar das Faschierte schenken. Didi hat aber letztlich mit einer Flasche Wein bezahlt und dann noch eine 2te Pkg. als Draufgabe bekommen. Solch herzliche Begnungen sind es die eine Reise bereichern 😉
Wir waren ebenso wie in Bergen nicht die einzigen die den Parkplatz zum Übernachten nützten um am nächsten Tag ggf. noch mal in die Stadt zu fahren. Die Sonne ließ sich abends noch mal blicken und bescherte uns einen wunderbaren lichtgefluteten Abend.
Wir aßen wieder mal Raclette. Habt ihr das schon mal mit Blauschimmelkäse, Feta-Tomaten Käse und Chilikäse probiert? Sehr empfehlenswert! Ergänzt mit Erdapferl, Rinderfilet und Gurken-Feta-Salat. Vollendet mit einem Glas „I Muri Rotwein“. Prost! Angenehme Sättigung und Zufriedenheit breitete sich in uns aus und ließ uns geruhsam einschlummern.
Da der Wettergott es in der Früh erneut ein wenig regnen ließ und die Temperatur auch nicht sonderlich war, haben wir den Stadtbesuch ausgelassen und machten uns direkt auf in Richtung Bodø. Dort ist der Fährhafen rüber zu den Lofoten. Zuerst ging es bis Holm, denn dort beginnt die Landschaftsroute Helgelandskysten , welche sich 304 km entlang der Küste schlängelt.
Der Himmel wurde wieder heller und regenfrei. Dunkle Wolkenstimmungen haben auch was, aber freundlicher wirkt halt doch der Sonnenschein. Am Weg begeneten uns dann erstmals zahlreiche vierbeinige Rasenmäher, die z.T. am Straßenrand aber grad ein Päuschen einlegten.
Von Holm ging es an diesem Tag noch mit der Fähre weiter auf die Insel Kvaløya, wo wir am wunderschönen und etwas abseits gelegenen Strand von Kvennvika unser Nachtlager aufschlugen.
Bei unserer Ankunft trafen wir auf eine lustige Truppe von vier Slowaken, die auf Jungfernfahrt mit einem VW California 4-Motion waren. Nach einem kurzen Ahoi von Didi ergab sich umgehend ein Gespräch, ein gemeinsamer Spaziergang und am Abend saßen wir dann letzlich zu sechst im Gomo bei Wein, Käse, Elchwurst und Pane Guttiau (sardisches Fladenbrot). Was für ein gemütlicher Abend! Als Didi von seinen morgendlichen nordischen Badeaktionen erzählte, war kurz darauf klar, dass wir am nächsten Tag allesamt (natürlich textilfrei – endlich wieder mal, yeaah) ins Meer baden gehen. Die Bucht hatte einen sehr schönen Sandstrand und ist im Sommer sicherlich gut besucht.
Kurz nach 07 Uhr in der Früh war es bewölkt und bei 8-9 Grad hatten wir das Problem von zu vielen Besuchern definitiv nicht. Wir haben es unterlassen auch noch die Wassertemperatur zu checken und sind runter zum Strand. Zwei unserer neuen Freunde waren (nach einigen Yogaübungen am Strand – brrrr) grad gemächlich auf dem Weg ins Wasser, einer rannte mit Vollgas zum Wasser sprang ohne jegliche Abkühlung rein und rannte wieder zum Auto zurück. Didi und ich machten uns ebenso mutig aber in Ruhe auf ins kalte Nass.
Vielleicht sollten wir die Begriffe „kalt, kaltkalt und richtigkalt“ einführen. Es war richtigkalt und trotzdem gut. Wir werden wohl noch zu Eisschwimmern. Didi überlegt schon eine kleine Kaltwassertonne im Garten aufzustellen, damit er ganzjährig den Tag so starten kann. Unser Immunsystem wird sich freuen.
Erfrischende Badegrüße,