Wir wollten auf dieser Reise ja nicht nur Autofahren, sondern auch Wandern bzw. Radfahren und haben deswegen auch mal wieder einen kleinen Abstecher zu einem interessanten Spot gemacht. Der Torghatten, ein 258m hoher Granitberg mit einem riesigen Loch (20 m breit, 35 m hoch und 160 m lang) in der Mitte, durch welches man schön auf die darunterliegende Küste Helegelands blickt, war unser auserkorenes Ziel. In nicht mal einer halben Stunde hat man diese natürliche „Kathedrale“ erreicht. Es gibt auch einen Rundweg, der zurück aber etwas „kletterig“ und teils ausgesetzt ist. Hatten für den Aufstieg nur ein kleines Wolkenloch genützt (gem. norwegischer Wetterapp yr.no). Später waren die Wetterbedingungen eher nass und sehr windig, sodass wir es letztlich unterlassen haben, diese Route zu gehen. Also wieder so zurückmarschiert, wie wir raufgekommen sind. Auch die Hurtigruten Schiffe halten hier damit die Passagiere einen kurzen Ausflug zum sagenumwobenen Berg auf der Insel Torget machen können.

Entlang der Helegelandskysten gibt es zahlreiche Fährüberfahrten, wobei einige kleinere Strecken sogar im 15 bzw. 30-minuten Takt fahren, weil sie ja anstelle der Straße sind und täglich von vielen Menschen genützt werden. Nach Ankunft der Fähre in Tjøtta gab Didi dem Gomo mal ein wenig die Sporen, um auf den nächsten 70km mind. 10 Minuten Zeit raus zu holen und somit nicht unnötig rd. 1,5 Stunden auf die nächste Fähre nach Nesna warten zu müssen. Von der Helgelandsbrua knipste Didi daher nur ein paar Fotos beim drüberzischen.

Den Fährhafen erreichten wir, beinahe zeitgleich mit unseren slowakischen Freunden (ja David weiß auch wo das Gaspedal sitzt), rechtzeitig. Freude! Nachdem jedoch die 7 Minuten am Display des Fährterminals bis zur geplanten Abfahrt sauber heruntergezählt waren, wurde uns freundlich mitgeteilt, dass auf Grund des schlechten Wetters alle Fähren für heute gecancelt wurden. Nächste Abfahrt erst wieder tags darauf um 09 Uhr. Warten oder Planänderung?

Da das Wetter immer schlechter sowie der Wind immer heftiger wurde beschlossen wir ein Stück retour und übers Inland zum Polar Circle Center zu fahren. Auf der E6 ging es, bei nicht gerade berauschenden Temperaturen, durch den Natur- und Kulturpark Okstindan entlang nach wie vor zugefrorener Seen und Schneefeldern neben der Straße.

Etwas nördlich von Mo i Rana müde auf einem Parkplatz einer Schule genächtigt. Es war Pfingstwochenende und daher alles ruhig. Am nächsten Tag erreichten wir gemütlich den Polarkreis. An diesem Breitengrad (66°33´55“) geht die Sonne zur Sommersonnenwende nicht unter – man spricht auch von der Mitternachtssonne. Je weiter nach Norden, umso länger im Jahr ist es 24 Stunden durchgehend hell. Am Nordkap geht die Sonne mehr als 2 Monate nicht unter und am Nordpol sind es gar 6 Monate.

Beim Arctic Circle Center (Shop und Restaurant) herrschte Schneeregen und es hatte ganze 3 Grad. Eine Skulptur sowie unzählige Steinmännchen bevölkern ein angrenzendes Areal. Die sind das eigentliche Fotomotiv, finde ich. Es gibt auch zahlreiche Steine mit Namen und Datum drauf und Infos wie oft diejenigen schon hier waren. Eine Karte an unsere lieben Zwerge (unsere beiden Enkerl, die wir bereits sehr vermissten) musste aber natürlich versendet werden.


Nachdem die Wetterprognose für die kommenden Tage Zuversicht aufkommen ließ beschlossen wir doch wieder zurück an die Küste zu fahren. Wir überspringen die am Vortag nicht mögliche Fährfahrt sowie einen kleinen Straßenabschnitt und setzten unsere Fahrt entlang der Helgelandskysten-Straße fort. Sowohl das Wetter als auch der Straßenverlauf waren wirklich schön. Meer, Schneeberge, Wälder und Seen wechselten sich ab. Mit unserer Entscheidung zufrieden gelangten wir nach Kilboghamn. Die Fähre lief früher als gedacht aus, wir waren jedoch rechtzeitig dort – Glück gehabt. Überschritten zum zweiten Mal an diesem Tag den Polarkreis, diesmal jedoch am Seeweg nach Jektvik. Ein Schiff der Hurtigruten war fast zeitgleich zur Stelle.

Später noch eine weitere Fähre nach Forøy (Fährbenützung ist in Teilen Norwegens einfach was Alltägliches) und den ganzen Weg über unzählige beeindruckende Landschaftbilder inkl. Blick auf den Svartisen Gletscher genossen. Einfach genial 😉

Anschließend auf park4night noch rasch einen schönen Stellplatz an einem See rausgesucht. Das Problem war jedoch, dass die Höhenangaben fehlten. Das Bild war wohl auch vom Sommer. Wir fuhren dem Navi nach und es ging wieder mal ordentlich bergauf, durch einen kilometerlangen unbeleuchteten Tunnel (Benützung nur auf eigene Gefahr!) ….

… und plötzlich immer mehr Schnee links und rechts von der Straße. Es regnete ein wenig und zum Schneefall fehlte nicht mehr viel. Das eigentliche Ziel (ein Stausee wie sich herausstellte) war jedoch nicht zu erreichen, weil die Straße noch komplett im Schnee versunken war. Aber genau davor konnte man wunderbar parken und letztlich auch übernachten. Wir genossen diese Abgeschiedenheit. Ein Wegweiser gleich daneben zeigte die beiden Staudämme hier oben an.

Didi´s Entdeckerlust ließ uns am nächsten Tag (Beginn Woche 7) noch durch einen weiteren (ebenso finsteren, unbeleuchteten und nicht asphaltierten) Tunnel fahren. Wir wurden dafür aber mit einem kurz darauf folgenden Wanderparkplatz und strahlendem Sonnenschein belohnt. Wir befanden uns auf einem Hochplateau, an welches die Staumauer angrenzte. Wie schon gewohnt waren die Straßen absolut schneefrei und es war kein Problem sie zu befahren. Die Ebene war aber noch voll Schnee (später kamen noch zwei Einheimische zum Langlaufen herauf) und die Sonne strahlte vom Himmel. Es war beinahe märchenhaft hier oben im Láhko National Park.

Also warm eingepackt und rauf auf die kleine Anhöhe. Verfestigte Schneefelder (gut zum Gehen ohne Schneeschuhe) und Steinplatten (die wie geronnenes Lava ausschauten) wechselten sich ab. Der Stausee war noch zugefroren. Ebenso der kleine See in der Nähe des Parkplatzes. Das stellenweise aufgetaute Eis schillerte im Gletscherblau und die Schneekristalle glitzernden wieder mal wunderschön. Winterfeeling im Juni! Es stand eine Jagd- und Fischerhütte am Seeufer. Unzählige Wanderwege durchkreuzen dieses Gebiet und sind wahrscheinlich in einigen Wochen begehbar. Andere Hütten hatten wir in einiger Entfernung auch entdeckt. Tolle Gegend!

Es war kalt, windig und sonnig, aber mit unserer wärmenden Kleidung störte das nicht. Es war so traumhaft schön und wir waren ganz alleine dort oben. Den Steingipfel haben wir mit einem Stein ergänzt und sind danach ganz beseelt wieder zum Gomo zurück.

Auf dem Rückweg kamen uns ein paar weitere Camper entgegen. Scheint als ob nicht nur wir abenteuerlustig sind. Didi zwar etwas mehr als ich – aber das ist gut so!

Sigi&Didi