Noch ein zweites Mal in Å übernachtet und wollten in der Bäckerei frisches Brot kaufen. Leider geschlossen, weil der alte Holzofen nicht richtig abzieht. Die Handwerker standen schon vor der Tür. Das Gebäck sollte in Kürze vom Museums Café verkauft werden. Wir schlendern inzwischen durch das museale Dorf, in dem früher Lebertran hergestellt wurde. Was heute noch immer produziert wird ist Stockfisch. Das sind Fische die gesalzen und anschließend auf Holzgestellen zum Lufttrocknen aufgehängt werden. Sie hängen bis ungefähr Ende Mai und wir konnten noch so einige sehen und riechen.
Im Café gönnten wir uns anschließend eine Kanelsnurr und einen Kaffee/Tee. Cappuccino oder Café Latte sind nicht oft verfügbar, meist gibt es nur Filterkaffee in der großen Pump-Thermoskannen zum Selbernehmen. Hier war es wieder mal ein Cappuccino. Sehr fein!
Wir fuhren ein kurzes Stück weiter bis zum Ort Reine und dem Berg Reinebringen. Nach einem kurzen Stopp auf einem neu asphaltierten großen Parkplatz wollten wir noch kurz näher Richtung Leuchtturm fahren, als wir auf einmal explosionsartig entweichende Luft hörten… Sch… Scheibenkleister…das war ein Reifen! Wir hatten rechts vorne einen Patschen/Platten. „Oh Nein! Muss das sein?!“
Nach kurzem Schreck und Ärger machte sich Didi ans Reifenwechseln und es hat sich als klug herausgestellt auch einen kleinen Kompressor mit im Gepäck zu haben. Auch das Wetter war wieder mit uns, denn nun schien kurzeitig die Sonne. Bei Sonnenschein mit Bergpanorama Reifen wechseln ist auf jeden Fall angenehmer als bei Regen und Wind, vor allem bei nur 7 Grad! Den Duft der direkt daneben hängenden Stockfische hätte es aber nicht zwingend gebraucht. Nach einem kurzen Anruf in der heimatlichen Peugeot Werkstatt (Auto Nigl in Steyr) war der Reservereifen einsatzbereit. Die Schrauben passten und auch das ganze Werkzeug funktionierte super. In 45 Minuten war das Spektakel über die Bühne und wir sahen es als gute Übung an. Für die Weiterfahrt genügte vorerst der Ersatzreifen, auch wenn dieser eine andere Dimension als Didi´s 18″ Sommer-Patscherl auf Alu hatte. Da die Vorderreifen aber eh nicht mehr so ganz fit aussahen, hat Didi tags darauf online gleich 2 neue Reifen inkl. Montage bei einem Reifenhändler in Tromsø geordert. Kaum fertig und wieder im Gomo, bereit für die Weiterfahrt, begann es zu regnen. Glück gehabt – gutes Timing!
Fuhren dann, mit einem Zwischenstopp für einen wirklich guten Fischburger in Anita´s Seafood in Sakrisoy weiter in Richtung Fredvang, die Wanderung auf den Reinebringen hatten wir abgeschrieben. Gelangten dafür ungeplant an einen großen Sandstrand (Sandbotnen). Nicht so schönes Wetter bringt oft auch ganz tolle Wolkenstimmungen mit sich. Wir schlenderten fast ganz alleine über den Sand und vereinzelte Sonnenstrahlen brachten in der Ferne Landabschnitte zum Leuchten. Im Gegensatz zum eher düsteren Wolkenhimmel sah das faszinierend aus.
Am etwas abgelegenen Selfjord fanden wir einen schönen Stellplatz. Schafe sind in Norwegen allgegenwärtig. Trafen sie ziemlich oft an. Sind meist auch um einiges größer als unsere Schafe zu Hause.
Am nächsten Tag lachte die Sonne immer öfter und wir beschlossen eine „Nachtwanderung“ zu machen.
Bis dahin waren haben wir die nur wenige hundert Meter entfernte Gammelbutikken Krystad besucht …
… und waren wieder mal fleißig.
Starteten um 20:30 Uhr mit den Rädern zum Ausgangspunkt für die Wanderung rüber in die Kvalvika Bucht. Nach der Bucht ging es dann sehr steil über ein steiniges Geröllfeld nach oben zum Bergrücken des Ryten. Den langen Bergrücken entlang marschierten wir dann weiter bis zum Gipfel, welchen wir kurz nach 23:0 Uhr erreichten.
Den Stein-Turm natürlich mit einem Stein ergänzt. Und immer noch hell. Die Sonne hatte sich zwar leider teilweise hinter Wolken versteckt, aber von finster konnte keine Rede sein.
Ausblicke über die Kvalvika Bucht und bis zum Horizont. Es wurde immer unwirtlicher und wir begannen den Rückweg, welchen wir als Rundweg gehen wollten. Bis jetzt waren morastige Wege mit Holzblanken und Stegen überbrückt worden. Wir zweigten vom Hauptweg ab, weil wir möglichst direkt zu unseren Rädern runter wollten um einen langen „Straßenhatscher“ zu vermeiden. Der Abstieg war wieder mal ziemlich saftig und unser Schuhwerk hat sich erneut bewährt. Meine neuen Bärlis (Bergschuhe der Marke Bär) halten dicht und sind super bequem. Keine Druckstellen und keinerlei Blasen! Auch die Stöcke waren für so ein Terrain hilfreich. Diesmal war auch Didi froh, dass er sie mitgenommen hatte. Über Gatschlöcher springen und Wasserfelder überqueren ging so wesentlich leichter. Zurück beim Gomo waren wir dann um halb zwei Uhr nachts. Schräg! Wir waren noch etwas aufgekratzt und hungrig. Eine kleine Jause und dann ab ins Bett mit uns.
Das Nicht-finster-werden ist auf der einen Seite faszinierend und auf der anderen gewöhnungsbedürftig. Der Impuls zum Schlafengehen fehlte mir und es gab mir das Gefühl nie zur Ruhe zu kommen. Man ist verleitet die Helligkeit permanent zu nützen und muss aufpassen, dass man genug Schlaf bekommt und der Körper sich erholen kann.
Soweit ich weiß, braucht der Körper die Frequenz des dunkler werdenden Lichts, um einschlafen und regenerieren zu können. Auch das Hormonsystem und unsere ganze Körpersteuerung hängt damit zusammen. Funktioniert das bei Nordländern anders? Interessante Frage – muss ich mal recherchieren!
Ganz dunkel kriegten wir es im Gomo nicht und so schlief ich zum Teil schwer ein bzw. nicht so tief. So gab es auch Tage wo ich mich (Didi störte das weniger – der freute sich über noch mehr produktive Stunden) etwas schaumgebremst fühlte und dann halt beim Fahren „nachschlief“. Als Co-Pilotin ging das ja prima!
Sonnengeflutete Reisegrüße,