Von den Lofoten sind wir mit der Fähre auf die kleine Insel Hadseløya übergesetzt um in Stokmarknes das Hurtigruten Museum zu besuchen.

Frei übersetzt heißt Hurtigrute so viel wie „die schnelle Route“. Die Hurtigruten Schiffe waren ursprünglich Transportschiffe für Post und Material aller Art zur Belieferung der Städte entlang der norwegischen Küste bis rauf in den hohen Norden. Das erste viel umjubelte Schiff (Richard Withs Dampfschiff DS Vesteraalen) wurde 1893 in Dienst gestellt. Die Hurtigruten-Flotte war aber nicht nur um ein vielfaches schneller (in nur 7 Tagen von Bergen nach Kirkenes) als andere Schiffe zu dieser Zeit sondern fuhr auch verlässlich das ganze Jahr bei jedem Wetter! Anfang der siebziger Jahre führte ein dramatischer Rückgang der Passagierzahlen und die Ölkrise beinahe zur Einstellung. Die Route die international bekannt ist als „Die schönste Seereise der Welt“ blieb jedoch bestehen und heute befördern die elf Schiffe täglich zahlreiche Passagiere zu einem der 34 Hurtigruten Häfen entlang der norwegischen Küste.


Die Geschichte dieser Schiffe wird im Museum auf über 4000m² toll aufbereitet (sogar tlw. in deutsch) und ist definitiv einen Besuch wert. Über die seit 1999 aufgebockt an Land stehende MS Finnmarken (Baujahr 1956) wurde ein architektonisch ansprechendes Gebäude gestülpt welches nunmehr seit August 2021 bei jedem Wetter einen entspannten Spaziergang durch das Schiff ermöglicht.

Kajüten aller Preisklassen sowie verschiedener Besatzungsmitglieder besichtigen, Lagerräume anschauen, auf der Kapitänsbrücke stehen, einen Blick in die Kombüse werfen und im Salon mit Originaleinrichtung einen Kaffee trinken. Tolle Sache!

Folgende interessante und im Museuum anschaulich aufbereitete Entwicklung (Anzahl von Leuchttürmen, Hurtigruten Schiffen, Flughäfen, Straßennetz, Bahnnetz und Einwohnern in Norwegen) seit Beginn der Hurtigruten-Schifffahrt im Jahre 1893 möchten wir Euch nicht vorenthalten.

Weiters wurde im Museum ein Teil des Vorgängerschiffes (DS Finnmarken aus dem Jahre 1912) originalgetreu nachgebildet und man kann durch die Welt des frühen 20. Jahrhunderts spazieren: mit Piano, gemusterten Tapeten, dicken Teppichen, Vorhängen, Holztreppen und Geländer. Damensalon 1. Klasse und Rauchersalon der Herren – brav getrennt, wie damals üblich. Man kann sich die Menschen dieser Zeit gut vorstellen, wie sie mit Reifröcken und Gehröcken durch die Räume flanierten.

Danach noch im kleinen urigen Pub nebenan (besteht schon seit 1906!) Erdinger Weißbier, Burger und Pizza (typisch norwegisches Essen halt) zu tatsächlich günstigen Preisen genossen.

Die achte Woche führte uns am Montag den 13. Juni entlang eines Teils der Westküste der Insel Langoya (inkl. kurzem Boxenstopp in Sortland) weiter auf die Insel Andoya, die norwegische Landschaftsroute Andoya bis rauf nach Bleik. Dort befindet sich der längste Sandstrand von Norwegen, sowie vorgelagert die Vogelinsel Bleiksøya (Heimat tausender Papageientaucher).

Kurz vor Bleik fanden wir für unser Gomo ein nettes Plätzchen, schön abgelegen vor dem kleinen Moorsee Bukkevatnet. Das erste Mal auf unserer Reise machten wir hier jedoch Bekanntschaft mit einigen Gelsen. In den letzten Wochen blieben wir von diesen kleinen Plagegeistern verschont. Möglicherweise weil es noch zu kalt war. Mal sehen ob es schlimmer wird. Es gibt ja einige „Horrorvideos“ davon im Netz zu sehen.

In der Ferne am Abend ein beeindruckendes „Wetter-Phänomen“ erlebt: Nebel, der über eine Bergkuppe richtiggehend ins Tal hinunter „floss“. Hat grandios ausgesehen. Nicht weniger beeindruckend war auch hier das Erlebnis der Mitternachtssonne.

Am nächsten Tag stand eine Wanderung auf den Måtind auf unserem Plan. Da sich erst am Nachmitag sollten die Wolken in den Bergen etwas lichten sollten nutzen wir die Zeit um dem Örtchen Bleik einen Besuch abzustatten. Um 16:30 Uhr gings dann los. Über einen knackigen Anstieg (240hm auf den ersten 950m) gelangten wir auf eine Hochebene. Gras, Heidekraut und steinige Bereiche wechselten sich ab. Ein Schneehuhn-Pärchen flatterte plötzlich aufgescheucht vor uns hoch. Wir waren mindestens genauso erschrocken wie diese Tierchen. Weiter oben trafen wir noch auf ein paar Schafe, wobei zwei Jungtiere (eines weiß und eines schwarz) so richtig übermütig und lebensfroh durch die Gegend flitzten.

Die unterschiedlichen Ausblicke während des gesamten Aufstiegs hielten uns in Atem und wir konnten uns kaum sattsehen. Was für unglaubliche Bilder.

Der Gipfel versteckte sich vorerst noch im Nebel, als wir oben ankamen gab die Sonne jedoch ein kurzes Gastspiel.

Am Gipfel war es sehr windig und kalt. Didi ließ die Drohne steigen, aber umgehend pieptse es alarmierend und er holte sie gleich wieder runter. Die starken Windböen als auch die Kälte waren keine guten Voraussetzung für einen sicheren Flug.

Waren erst gegen 20:30 Uhr wieder beim Gomo und machten uns möglichst schnell „ausgehfein“. In Andenes hatten wir bereits Mittags abgeklärt, dass die Küche im Restaurant Arresten bis 22:00 Uhr geöffnet hat. Die Räumlichkeiten waren früher mal ein Gefängnis, daher der Name des Lokals. Aber man sieht nicht mehr viel davon außer zwei Aufschriften mit Celle 1 und Celle 2. Es ist gemütlich mit viel Holz und skandinavischem Flair eingerichtet.

Das „Gefängnis-Essen“ war ein Gedicht. Ich habe mir zwei Vorspeisen (cremige Fischsuppe und gebratene Entenbrust) und etwas Süßes (Kaffee Latte und saftigen Schokokuchen) gegönnt.

Didi ließ sich Spare-Ribs mit Süßkartoffelpommes, Salat und dreierlei Saucen munden. Das Fleisch fiel fast von alleine vom Knochen, alles war vorzüglich abgeschmeckt und er war im Genusshimmel.

Wir essen/kochen ziemlich oft im Gomo, weil wir dies einfach genießen und Norwegen ja auch nicht gerade günstig ist (aber auf keinen Fall teurer als die Schweiz). Ausgewählte Restaurantbesuche sind für uns stets was Besonderes und auch zu Hause nicht alltäglich. Haben diesbezüglich kein wirklich großes Bedürfnis.

Das Lokal befand sich idealerweise in unmittelbarer Nähe des Fährhafens von dem am nächsten Morgen unsere Fähre auf die Insel Senja ablegte. Nachdem wir Bier und Wein getrunken hatten und die Promillegrenzen in Norwegen nur bei 0,2 liegt schliefen wir gleich auf dem Parkplatz.

Bis zum nächsten Mal,

Sigi&Didi