Montag 27.03. bis Dienstag 04.04.2023


Eine letzte Übernachtung in Griechenland (nur 5km vor der Grenze) inkl. letztem morgendlichen Bad (12° Luft, 14° Wasser) und dann ging es auf in ein für uns bis dahin völlig unbekanntes Land.

Albanien
Da kam uns als erstes der Begriff ‘Armenhaus Europas‘ in den Sinn. Wir waren schon sehr gespannt welche Eindrücke uns letztendlich erwarten würden. Nachdem wir kurz nach der Grenze an der Tankstelle ein paar Euros in LEK getauscht hatten, ging es mit einer sehr rudimentären Version einer Fähre (welche bei uns definitiv keine Betriebsgenehmigung bekommen würde) bei starkem Wind und Wellengang über eine Engstelle direkt vor den Eingang zur Ruinenstadt Butrint.

Von den verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte (Antike, Römerzeit, Mittelalter) zeugen die Überreste zahlreicher Bauwerke. Butrint schien bereits ab dem 4. Jh. v. Chr. eine für damalige Verhältnisse relativ große und lebendige Stadt gewesen zu sein. Was wird wohl mal aus unserer Zeit übrigbleiben?

Entlang der „albanischen Riviera“ fuhren wir durch den Badeort Ksamil, der auch immer mehr vom Tourismus vereinnahmt wird, hier aber zumindest auch noch einige naturbelassene Strände vorfindet. Die Küstenstadt Saranda war jedoch bereits mit Bettenburgen bis zum Meer zugekleistert. Nur mehr wenig bis gar keine Strände mehr zum Baden zwischen all den Bauten. Für unser Verständnis von Urlaub der absolute Albtraum. Da bleiben wir zu100% lieber zu Hause. Aber das kann ja jeder selbst entscheiden. Erstaunt haben uns hier aber die große Anzahl an sehr hochpreisigen Autos neuester Bauart (BMW, Mercedes, Porsche, Range Rover, … – alle ab € 100tsd aufwärts). Wie wir später von einem jungen Albaner erfuhren ist das Auto in Albanien das Statussymbol Nr. 1 und vermutlich gibt es daher auch diese unzähligen (meist sehr, sehr einfachen) Autowaschplätze entlang den Strassen. (Eine händische Komplettreinigung eines Wohnmobils gibt es hier angeblich bereits um vier Euro)

Nach einer kurze Kaffepause und einem Stop an einem kleinen Gemüsemarkt (wo aber unverblümt versucht wird spezielle Touristenpreise zu kassieren) verließen wir die Stadt „fluchtartig“ in Richtung Inland. Nur wenige Meter außerhalb der „protzigen“ Stadt plötzlich ein „Slum-Viertel“ mit einfachsten Behausungen aus Blech- und Holzresten. Das stimmte einen unweigerlich wieder sehr nachdenklich.

Unser nächstes Ziel die Karstquelle Syri i Kaltër („The blue eye“), sehr idyllisch in den Bergen gelegen und echt einen Besuch wert. War der Spaziergang vom Parkplatz über einen Damm und eine völlig neue Zufahrtstrasse noch eher bescheiden, so beeindruckte die Farbenpracht der Quelle sowie der Rückweg durch den Wald entlang des Flusses umso mehr.

Übernachtung nur einige hundert Meter oberhalb des blauen Auges entlang der alten (aber nach wie vor von Einheimischen aktiv benützten) Straße nach Saranda, mit einem sensationellen Panorama.

In der knapp 20.000 Einwohner zählenden Stadt Gjirokaster schafften wir es nach 7 Wochen on Tour endlich in eine Burganlage hinein – Yeah !! Und es war noch wirklich viel erhalten und zu besichtigen. Auch die alten Häuser der Altstadt mit ihren Steindächern waren sehenswert. Sehr gut, authentisch und preiswert haben wir mittags in der ‚Taverna Tradicionale Kardhashi‘ gegessen. „Mama Luci“ bewirtete uns vorzüglichst und mit absoluter Herzlichkeit. Eine echte Empfehlung!

Als sowohl das Navi des Gomo als auch Google Maps für die restlichen 24km zu unserem nächsten Etappenziel, der Osumi Canyon Bridge, noch mindestens 1.5 Std. Fahrzeit anzeigte und sich die ab dem kleinen Dorf Allaban bereits einspurige Bergstrasse plötzlich mehr oder weniger in eine Offroad-Piste verwandelte, welche am besten nur mit einem sehr kompakten 4×4 Fahrzeug bewältigt werden sollte, siegte diesmal die Vernunft und wir kehrten um, bevor es dann eventuell nicht mehr (oder zumindest nicht so relativ einfach) mit unserem 6,40m langen Gomo möglich gewesen wäre.

Da uns der weitere Weg in den Norden Alabniens verwehrt blieb wollten wir die rd. 65km entfernte Stadt Berat – die Stadt mit den 1000 Fenstern (ebenso wie Butrint und Gjirokaster eine der 3 UNESCO-Welterbe-Städte in Albanien) besichtigen. Unsere Navigationssysteme verweigerten aber hartnäckig jegliche direkte Route und auch die Einheimischen rieten uns davon ab, also mussten wir wieder eine halbe Stunde lang zurückfahren und insgesamt einen Umweg von etwas mehr 100km in Kauf nehmen.

An den Hang geschmiegt und mit kleinsten Gässchen und Treppen verbunden präsentierte sich uns eine liebliche Altstadt, welche von außen betrachtet beiderseits des Flusses Osum ihre vielen Fenster zeigt. Darum der Beiname. Abgesehen von den alten bzw. ganz alten Bauten und der direkt über der Stadt liegende Burganlage samt darin befindlicher Wohnhäuser (die wir nicht besucht haben) gibt es aber eher wenig „Herzeigbares“. Die Hinterlassenschaften des kommunistischen Baustils sehen in keinem Land so wirklich vorteilhaft aussieht.

Ein nicht unbeträchtliches Problem (des Südens?) war allerdings auch in Albanien (so wie bereits in Griechenland sehr häufig erlebt) der Müll, welcher hinter jeder Ecke, neben den Straßen, an Flussufern und an vielen anderen Stellen herumliegt. Es ist uns unverständlich, wie Menschen ihr eigenes Land so ungeniert verschmutzen können.

Was uns aber auf unserem kurzen Trip durch das Land faszinierte waren die Berge, welche im Hintergrund (teils noch schneebedeckt) entlang unserer Routen ständig präsent waren.

Die Bergregionen werden aber auch immer mehr touristisch erschlossen: Wandern, Mountainbiken, Wildwasser Kajak fahren, Klettern…. – ob sie das schaffen ohne die Natur zu ruinieren, wird sich noch herausstellen. Wir können den Wunsch nach einem höheren Lebensstandard absolut verstehen und wünschen den Albanern hier eine vernünftige Balance zu finden.

Auf dem Weg in Richtung Tirana ließ uns ein kleiner See (eher Teich) bei Belsh einen spontanen Stopp einlegen, weil wir das Ambiente mit Promenade samt Ausflugsschifferl echt witzig fanden.

Tirana erkundeten wir nur ganz kurz mit dem Gomo. Da wir weder Lust auf Shopping noch genügend Zeit hatten, drehten wir bloß 2 Runden um den Skanderbeg-Platz und verließen dieses Großstadtgewimmel wieder.

Ein kulinarischer Hochgenuss war unser letzter Stopp in Albanien beim Biobauernhof „Mrizi i Zanave“, welcher nach dem Motto „Think global, Eat local“ Produktion, Restaurant und Shop betreibt. Dort gibt es kostenlose Stellplätze (auch über Nacht) für Camper, wenn das Restaurant besucht wird.

Wir genossen ein sensationelles Abendessen in einem wunderbaren Ambiente, mit top Service und als Draufgabe noch live Klaviermusik. Und das alles zu einem Preis von nur EUR 30,- !!! Wir können jedem nur empfehlen hier vorbeizuschauen falls ihr mal in die Gegend kommt.

Montenegro
Auch in diesem Land waren wir noch nie zuvor. Beim Reinfahren haben wir uns aber sofort sehr urlaubsmäßig gefühlt, weil es auf uns wie eine Verlängerung von Kroatien wirkte: Sprache, Schrift und auch die Natur ähneln sich sehr.

Wir starteten in Kotor, der Stadt der (streunenden) Katzen, mit Ihrer begehbaren Stadtmauer sowie schönen alten Häusern und Gassen. Wir fuhren danach die gesamte Bucht von Kotor aus anstatt die Fähre zu nehmen und legten auch in Perast noch einen kurzen Halt ein.

In beiden bis dato noch nicht EU-Ländern konnten wir einen Aufschwung und rege Bautätigkeit beobachten. Die Menschen waren immer sehr freundlich und hilfsbereit. Wir wünschen ihnen viel Erfolg auf ihrem Weg in ein hoffentlich besseres Leben. Wenige führen schon ein solches, viele leben jedoch noch sehr einfach bis ärmlich. Der Gegensatz war extrem groß. So begegneten uns auf der Straße echte Luxus-Karossen wie Bentley, Maybach oder Rolls-Royce, die man nicht einmal bei uns häufig „in freier Wildbahn“ zu Gesicht bekommt und nur unweit davon entfernt Eselskarren und Slums…

Kroatien
In diesem Land ist der „Gotzi-Clan“ (aktuell 4 Generationen) schon seit beinahe fünfzig Jahren immer wieder zu Gast. Zumeist jedoch in Istrien, da wir sehr gute Freunde in Pula haben. Dubrovnik ist aber auch immer eine Reise wert. Wir gönnten uns ein wirklich feines (und überraschend preiswertes) Abendessen in einem kleinen Lokal direkt in der Altstadt und schlenderten erstmals nachts durch die Gassen der Stadt. Es hatte zwar nur um die 15 Grad, trotzdem waren bereits zahlreiche Gastgärten in Betrieb und wurden von den Gästen auch rege genützt. Es waren natürlich keine Menschenmassen wie im Sommer unterwegs, aber es tat sich schon was.


Auf dem Weg nach Zadar konnten wir auf Grund von temporären Bauarbeiten leider noch nicht die neue rein innerkroatische Route über die 2022 neu eröffnete Pelješac-Brücke (ein nicht unbeträchtliches Bauwerk mit 2,4km Länge und einer Höhe von 55m, errichtet von der China Road and Bridge Corporation ?!?!) nutzen, aber auf Grund des geringen Verkehrsaufkommens benötigten wir auch auf der alten Route, mit dem kurzen Teilstück durch Bosnien, nicht wirklich viel mehr Zeit. Somit kommen wir erst beim nächsten Mal in den Genuss, dass wir uns diese beiden Grenzkontrollen ersparen.

Im Laufe der letzten Tage kam vor allem bei Sigi der Wunsch auf es geruhsam ausklingen zu lassen und ev. für ein bis zwei Tage eine Therme zu besuchen. Didi gab dem Gomo daher ausnahmsweise mal die Sporen und fuhr in einem Zisch rauf bis nach Zagreb. Am Abend noch ein wenig in die Sri-lankische Küche reingeschmeckt (Didi weiß nun, dass ‚Croation Spicy‘ mehr als ausreichend scharf gewesen wäre). Danach waren wir sehr erfreut, dass unsere Lieblingseisdiele zu so später Stunde noch geöffnet hatte 😉

Unsere Reise wirkt irgendwie verfressen oder? Vielleicht sollten wir einen kulinarischen Blog draus machen…😁

In Zagreb war an diesem Samstag Abend so richtig der Bär los und die Gastgärten der Lokale/Bars waren mehr als gut gefüllt, trotz der sehr bescheidenen Temperatur von nicht einmal 15 Grad. Wer würde sich da bei uns freiwillig draußen hinsetzen ?

Zum Nachdenken:
Leider haben wir auch hier in der Innenstadt, neben Partytrubel und Genuss, einige ältere Menschen beobachtet, welche die Mülltonnen nach Verwertbarem durchsuchten bzw. in Ihrer Not durchsuchen mussten …

… die Menschheit hätte so viele Möglichkeiten und was wird mit dem vielen Geld gemacht? Meist Kriege finanziert oder? Die Menschen sind schon eine eigenartige Spezies!

Am Montag ging es in die Therme Bad Radkersburg, wo wir das „Relaxtag für 2 Ticket“ zu 100% ausgenützt haben und am Dienstag dann wieder gemütlich zurück in die Heimat. Schon beeindruckend wie wir die Sauberkeit entlang unserer Straßen plötzlich wieder bewusst wahrgenommen haben.

Am Dienstag den 04. April 2023 um 14:30 Uhr nach beinahe 8 Wochen, 6.959km und fast 145 Std. on the Road durch insgesamt 9 Länder Europas wieder glücklich zu Hause angekommen 😉

Bis zur nächsten größeren Tour ganz liebe Grüße aus Steyr