Etwas planlos und zerstochen machten wir uns auf nach Schweden. Sozusagen von Rovaniemi quer rüber nach Westen. Die Hitze begleitet uns weiter und wir landeten in Gällivare. Wollten nur mal kurz durchfahren und hielten, weil ein großer, roter und moderner Bau uns faszinierte. Das waren ein Gymnasium, ein Lernzentrum, Berufsschulwerkstätten und eine Galerie.  Das mit den modernen Holzbauten können die Skandinavier, das muss man hier mal sagen. Fast immer schaffen sie es Tradition und Moderne zu verbinden ohne eines der beiden zu „verraten“.

Der Ort lag an einem Stausee und wir fanden einen schönen Sandstrand. Gingen baden ins für uns eher warme Wasser. War sehr seicht und bis zum Schwimmen mussten wir ein ganzes Stück rausgehen. Ein Paradies für Kinder und Familien, welche auch zahlreich da waren, weil die Sommerferien bereits begonnen hatten und die Temperatur für diese Jahreszeit ungewöhnlich hoch war. Wer konnte suchte Abkühlung im Nass.

In der Hoffnung auf etwas Abkühlung in der Nacht und möglichst keine Moskitos fuhren wir ein Stückchen den Schiberg hinauf bis zu Hellnerstadion. Hatten Erfolg und planten am nächsten Tag eine Radtour zum Gipfel bzw. zur Bergstation des (nicht in Betrieb befindlichen) Sessellifts auf den Dundret.

Radelten über eine Straße (bis zu 10% Steigung) auf das Hochplateau und auf einem Schotterweg bis zur Dundret Toppstugan (Gipfelhütte). Man könnte noch weiter radeln, aber der Trail war schmal und zu steinig. Nichts für mich und auch Didi konnte drauf verzichten. Also ein Stück zurück zur Straße und weiter bis zur Lift-Bergstation.  Gestern am Strand hatte Didi mit einem Biker gesprochen, laut dem es mehrere Trails, mit verschieden Schwierigkeitsstufen runter gab. Leider noch nicht beschildert, aber online auf einschlägigen Apps ersichtlich. Bis zur Stufe Orange traute ich mich zu fahren, aber der Weg war nicht ersichtlich und führte wild übers Gelände. Wir folgten einem markiertem anderen und gelangten auf einen Wanderweg, der für uns definitiv nicht zu fahren war. Schoben ein Stück in der Hoffnung auf Besserung. Zurück rauf. Nein! Dann lieber runter nach dem Motto, wer sein Rad liebt, der schiebt. Über Stock, Stein und Holzstege schoben wir bei steigender Moskitozahl unser Radl sicher eine Stunde nach unten, bevor wir wieder auf eine (uns vom Vortag bekannte) Straße kamen und danach ohne Probleme zurück gelangten.

Bei der Rückfahrt kamen wir an schönen Holzhäusern vorbei. Früher wohnten, glaube ich, die Besitzer der nahe gelgenen Kupferminen hier und wollten angenehm leben. Auch das Bahnhofgebäude ist sehenswert.

Wäre ja zu einfach gewesen, einfach im kühlen Fahrtwind nach unten zu düsen! Da wir in der Früh zuerst zum Strand und von dort weggefahren sind, konnte wir nun verdienterweise ins Seewasser schwimmen gehen. Wollte schon fast „springen“ schreiben, was aber leider aufgrund der „Seetiefe“ nicht ging. Gut war es trotzdem.

Fuhren abends mit dem Gomo zum kleinen Parkplatz der Bergstation und schliefen dort. Wir dachten, es wird ruhig sein. Der Hausberg von Gällivare war aber bis spät in die Nacht gut besucht. Ein ständiges Kommen und Gehen. Die meisten kamen nur kurz rauf, Füße vertreten, Aussicht genießen, den Hund Gassi führen…

In der Früh machte der linke hintere Reifen auf sich Aufmerksam. Die Druckanzeige leuchtete auf und meldete geringen Druck. Was ist denn nun schon wieder los?!  Noch war was drinnen und wir konnten fahren. Also machten wir uns so schnell wie möglich auf zur nächsten Werkstatt. Dort ließen wir den Reifen anschauen und siehe da, ein Schlitz war im Gummi. Der Mechaniker konnte diesen flicken und erzählte uns, dass aufgrund des groben und scharfkantigen Schotters auf den zahlreichen Baustellen, er schon etliche kaputte Reifen hatte. Er gab uns Tipps, welche Straßen wir auf unserer geplanten Weiterfahrt besser meiden sollten.

…das war ein gute Schotterstraße, so glatt gebrettert, dass du bis zu 80 km/h düsen konntest…

Und wir fuhren zum fünftem (!) Mal über den Polarkreis: Norwegen 1x Inland Polarcenter, 1x auf Fähre am Fjord, 2x in Finnland und nun im Inland von Schweden.

Fuhren nicht direkt nach Jokkmokk, sondern laut Empfehlung weiter. Gelangten so an einen Stausee bei Posi. Ein Platz mit kühlem Nass und keinen (!) Moskitos. Blieben den ganzen Nachmittag dort (meine

Hängematte kam das erste Mal zum Einsatz – ich liebe es) und bei der Weiterfahrt nach Mittigarden, besuchten wir noch den Spegeldamen. Ein Badeplatz, bei dem über eine niedrige Staumauer Wasser auf die Straße fließt und man durchs Wasser fährt, wenn man dieser folgt.  Sie führt in einen Nationalpark und zur Ausgrabungen. Auf der Mauer saßen Erwachsene und Kinder nutzten sie zum Reinspringen. Ein Vergnügen für alle. Wir sind nur einmal hin und zurück mit dem Gomo, weil es Spaß machte, wir schon baden waren und noch bis zum Ferienhaus wollten.

So gelangten wir am Donnerstag den 30. Juni noch nach Mittigarden und fragten bei den (sich noch in Österreich befindenden) Besitzern (und Vermietern) Markus und Cosi telefonisch nach, ob wir über Nacht dort stehen bleiben dürften. Es liegt am Fluss Lule mit Feuerstelle und Badesteg auf einem großen, weitläufigen, wunderbarem Areal. Das Ferienhaus hat Platz für 8-10 Personen. Falls euch das interessiert schaut auf: www.mittigarden.at

Von Markus bekamen wir einen Nächtigungstipp in der Nähe. Der sagte uns aber nicht wirklich zu (viele Moskitos) und so fuhren wir zum Edefors Fricamping. Eine Landzunge an einem Stausee Seitenarm, der kostenlos benützt werden darf. Lustiger Weise liegt genau gegenüber ein Campingplatz, geografisch genau gleich, nur mit Plumpsklo und Mistkübeln ausgestattet. Dafür darf man dann zahlen. Warum man sich dort hinstellt, ist uns ein Rätsel. Vor allem bei Wohnmobilen, wo ja alles vorhanden ist.

Wind und ganz wenige Mücken haben uns zum Bleiben überredet und wir haben fünf schöne Tage dort verbracht. Mit Kiefern, Hängematte und hochsommerlichen Temperaturen fühlten wir uns wie im Kroatienurlaub.

Nur das Zirpen der Zikaden fehlte noch. Auch kulinarisch ließen wir es uns gut gehen. Kräuter-Spinat-Weckerl und saftigen Schoko-Rotwein-Kuchen im Omnia fabriziert. Das Ding ist echt genial und ersetzt wirklich den Backofen. Wir mussten immer wieder den Kopf ungläubig schütteln, weil wir uns nur 50 km vom Polarkreis entfernt befanden. Wohl ein Gruß vom Klimawandel!

Sigi&Didi