Nachdem die bisherige Tour in Nowegen stets entlang der Küste verlief entschlossen wir uns von den insgesamt 18 nationalen Landschaftsrouten doch auch einige im Landesinneren zubefahren, soweit dies zu dieser Jahreszeit schon möglich war. So fuhren wir von Haugesund nicht wie ursprünglich geplant nördlich in Richtung Bergen weiter sondern nach Osten nach Ropeid, von dort entlang eines Teils der Landschaftroute Ryfylke weiter nach Sauda und danach über eine teils noch schneebedeckte, aber wunderschöne Hochebene bis nach Håra. Diese Gegend hatte uns einfach fasziniert, vor allem da dies im völligen Kontrast zu den bisherigen Eindrücken von Norwegen entlang der Küsten war. Immer wieder blieben wir stehen um Fotos zu machen: teils noch gefrorene Seen, blaues Eiswasser, gefräste Schneewände und flechtenbedeckte Steine.
Das Schmelzwasser schoss überall von den Bergen und die wirklich zahlreichen Wasserfälle entlang der Fjorde waren daher sehr wasserreich und grandios anzuschauen. Der erste den wir besichtigten war der Svandalsvossen (und für uns der Schönste). Mit einem kurzen Aufstieg von wenigen Minuten kamen wir über die 540 Treppen und Steinstufen zur höchsten erreichbaren Stelle des Wasserfalls. Unsere Regenkleidung kam hier nach knapp 4 Wochen on Tour zum ersten mal zum Einsatz. Sonst wären wir von der Gischt richtig nass geworden. Die Kraft und Energie des Naturelements Wasser, welches hier rd. 180m in die Tiefe fällt, ist immer wieder beeindruckend. Beinahe schon ehrfürchtig steht man letztendlich davor. In Österreich gibt es auch relativ viel Wasser und Wasserfälle, so dass uns solche Anblicke z.T. vetraut erscheinen. Wie gewaltig muss dieser Anblick aber erst für Menschen aus wasserarmen bzw. ausgetrockneten Gebieten sein?
Gleich zu Beginn der Landschaftroute Hardanger stürzt nicht weniger beeindruckend direkt neben der Straße der Låtefossen mit seinen beiden Läufen 165 Meter in die Tiefe.
Auf der Weiterfahrt von Odda nach Kinsarvik (zur geplanten Fährüberfahrt nach Utne) entlang eines rd. 100km langen, schmalen Seitenarms des Hardangerfjords (drittlängster Fjord der Welt) entschieden wir, dass wir gerne auch noch den Voringfossen-Wasserfall besichtigen wollten. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns aber erst mal einen Stellplatz zur Übernachtung aufzusuchen. Dieser lag zwar mehr oder weniger direkt an der Straße entlang des Eidfjords, aber hinter einem meterhohen Steinwall und unmittelbar an einem kleinen Wasserfall. Perfekt für Didi´s morgendliche Dusche bei nur 7 Grad Außentemperatur und definitiv nicht wärmerem herabstürzendem Schmelzwasser.
Ich hatte an dazu ehrlich gesagt so gar keine Lust drauf. Kuscheliges (in Schweden erstandenes) Kapuzenkleid war mir lieber und noch ein bisschen verschlafen den Tag erwachen lassen.
Um 08:45 Uhr starteten wir in Richtung Landschaftsroute Hardangervidda los, um ca. 45 Minuten später über die seit August 2020 bestehende spektakuläre Brücke mit einer Spannweite von 47 Metern über die Schlucht zu laufen und auf den Vøringsfossen-Wasserfall runter zu blicken. Starker Nebel und Nieselregen, sowie die Tatsache dass der Wanderweg und der spektakuläre Steg (wegen Sicherheitsproblemen) über die Schlucht gesperrt waren, verhinderten aber letztlich unser geplante Besichtigung des Vøringsfossen. Da kann man nichts machen, aber es gibt ja genug andere schöne Dinge in diesem Land.
Wir fuhren also gezwungenermaßen wieder retour, wo in Eidfjord grad die AIDAperla am Kai lag. Von der Ferne sah es aus als ob ein modernes Hochhaus in dem kleinen Dorf stehen würde, erst später sahen wir den Aida Schriftzug. Witzige Optik!
Unser Ziel war nun wieder die Fortsetzung der Fahrt der Hardanger Route. Die Hardanger-Stickerei (meine Mama kann das wirklich gut) hat in dieser Region ihren Ursprung. Liebe Grüße an dieser Stelle an meine Mutter! Es wurde ursprünglich vor allem zum Verzieren von Blusen und Hemden verwendet. Ich kenne es vor allem bei Tischtüchern und Platzdeckerl.
Den Hardanger-Fjord auf einer Seite befahren und festgestellt, dass hier richtig viel Obstbau betrieben wird. Sieht vor allem nach Äpfel aus. In Etagen so ähnlich wie bei uns der Weinbau in der Wachau. Nur liegen die Hänge nicht an der Donau sondern direkt am Fjord. An den Hängen scheint es entsprechend wärmer zu sein, aber wir haben auch einige größere Glashäuser gesehen.
Auch auf dieser Tour benötigten wir wieder mal die eine oder andere Fähre als Ersatz für fehlende Brücken. Ist hier in Norwegen aber völlig unkompliziert und gut organisiert. Kein lästiges Kartenkaufen vor Ort, das Kennzeichen wird via Handy gescannt, alles wird digital abgerechnet und funktioniert prima. Auf der anderen Seite, ist „Big Brother“ watching us. Die Nordländer stört das aber nicht und finden es vor allem praktisch. Bargeld wird hier auch wenig bis gar nicht mehr verwendet. Wohin uns das führt, wird sich noch rausstellen… alles ist immer nur so gut oder schlecht, wie es vom Menschen verwendet wird oder?
Einen kleinen Abstecher nach Dale zum Fabrikverkauf von Dale of Norway (der Heimat der Norweger-Pullis) musste Didi einfach machen. Letztendlich wieder erfolgreich eingekauft. Wir müssen aber aufpassen, dass wir das Gomo nicht zu voll stopfen, der Platz ist ja begrenzt. Wenn man nichts sucht, findet man aber fast immer was. Aber es waren wirkliche Schnäppchen (50-70% Rabatt) dabei. Die zwei warmen Wolljacken werden uns bei den aktuellen nd noch zu erwartenden Temperaturen im Norden vermutlich noch nützlich sein. Außerdem sind sie eine gestrickte Erinnerung für zu Hause.
Das ergibt sich meist so. Aus Australien habe ich ein paar Ohrringe und ein Armband, aus Thailand eine kleine Ledertasche, aus der Toskana ein Wollcape, vom letzjährigen Austria Loop ein paar coole Holzschlapfen aus Vorarlberg (sind nun auch immer im Gomo mit) und von der Nordkap Tour werden uns die Pullis an zukünftigen kalten Tagen an diese Reise erinnern.
Der nächste Bericht folgt bald!